Die Tagung «Leseverstehen oder literarische Bildung? – Beides! Literaturunterricht in der 5.–9. Klasse» fand am Samstag, 30. März 2019 im Campus Brugg-Windisch als Abschluss des Projekts TAMoLi – Texte, Aktivitäten und Motivationen im Lese- und Literaturunterricht auf der Sekundarstufe I statt.
Leseverstehen und literarische Bildung sind wichtige Ziele des Deutschunterrichts, verankert in je eigenen Kompetenzbereichen im Lehrplan 21. Wie lassen sich diese Ziele umsetzen?
Die Tagung gab Einblick in neue Forschungsergebnisse zur Praxis des Lese- und Literaturunterrichts und präsentierte verschiedene Beispiele zu dessen Ausgestaltung. Zum Programm gehörten ein Vortrag, verschiedene Workshops und eine poetische Lesung von Nora Gomringer.
8.45–9.15 | Eintreffen, Kaffee und Büchertisch |
9.15–10.15 |
Begrüssung und Einführung (Thomas Lindauer, Zentrum Lesen)
Vortrag Der Lese- und Literaturunterricht auf der Sek I in der Sicht der Lehrpersonen und der Schülerinnen und Schüler. Ergebnisse aus dem Projekt TAMoLi (Andrea Bertschi-Kaufmann, PH FHNW/Universität Basel und Irene Pieper, Universität Hildesheim) |
10.15–10.45 | Kaffeepause |
10.45–12.00 | Workshops A |
12.00–13.15 | Mittagspause |
13.15–14.00 | Poetische Lesung von Nora Gomringer |
14.00–14.15 | Kaffeepause |
14.15–15.30 | Workshops B |
15.30–15.50 | Verabschiedung und Nachgedanken (Thomas Lindauer, Zentrum Lesen) |
Zur Auswahl stehen 4 Workshops am Vormittag und am Nachmittag. Nach erfolgter Anmeldung können Sie Ihre Workshop-Auswahl treffen.
Die schweizerisch-deutsche Lyrikerin, Rezitatorin und Gewinnerin des Ingeborg-Bachmann-Preises Nora Gomringer liest aus ihren Texten.
Während der Tagung werden auf Büchertischen Lehrmittel des Zentrum Lesen sowie aktuelle, empfehlenswerte Kinder- und Jugendbücher vorgestellt.
Andrea Bertschi-Kaufmann, PH FHNW/Universität Basel & Irene Pieper, Universität Hildesheim
Der Vortrag gibt Einblick in das Forschungsprojekt TAMoLi – Texte, Aktivitäten und Motivationen im Lese- und Literaturunterricht auf der Sekundarstufe I, an dem sich 116 Lehrpersonen aus der deutschsprachigen Schweiz und Deutschland beteiligt und Einblick in ihre Unterrichtspraxis gegeben haben.
Der Vortrag zeigt das Projekt in der Übersicht und präsentiert interessante Antworten auf die Fragen: Wie gewichten Lehrpersonen den Lese- und Literaturunterricht? Welche Texte wählen sie aus? Welche Verfahren halten sie für geeignet? Wie nehmen die Schülerinnen und Schüler den Literaturunterricht wahr? Und welche Bedeutung könnten die bisherigen Ergebnisse für die Entwicklung der Praxis haben?
Irene Pieper, Universität Hildesheim, Deutschland (für Jahrgang 8–9)
In den Jahrgängen 8 und 9 spielen Kurzgeschichten zurecht eine wichtige Rolle. Ihr Potenzial für das literarische Lernen ist groß. Gerade aktuellere Texte, die in eine mehr oder weniger vertraute Gegenwart hineinsprechen, können reizvolle Gegenstände für den Literaturunterricht sein. Dabei lohnt sich ein Blick in die internationale Literatur, die häufig in hervorragenden Übersetzungen vorliegt. Im Workshop sollen Zugänge zu aktuellen Kurzgeschichten von Dorthe Nors und Martin Suter vorgestellt und diskutiert werden.
Thomas Lindauer, Zentrum Lesen, PH FHNW und Werner Senn, PH Luzern (für Jahrgänge 5–9)
Das Lesen von
literarischen Texten setzt ein genaues und stark verlangsamtes Lesen
voraus, damit die literarischen Qualitäten eines Textes wahrgenommen
werden können. Dazu eignet sich das «Lesen im Dialog», das als
Vorbereitung für ein literarisches Unterrichtsgespräch eingesetzt werden
kann. Das setzt voraus, dass die dafür nötigen Lesestrategien
fokussiert vermittelt werden.
In diesem Vertiefungsangebot wird
aufgezeigt, wie im Sprachlehrmittel «Die Sprachstarken» das Konzept
«Lesen im Dialog» umgesetzt und die dafür nötigen Strategien angeleitet
werden.
Martin Frank, Theaterpädagoge am Theater Basel (für Jahrgänge 5–9)
Mit Werkzeugen aus der Theaterarbeit lässt sich der Literaturunterricht erfrischend beleben. Der Workshop lädt ein, anhand eines konkreten Literaturbeispiels mit der Klasse, Schritt für Schritt, ein Theaterlabor zu realisieren. Im spielerischen Erforschen von Situationen aus dem Text werden Erkenntnisse möglich, die beim Lesen im Verborgenen bleiben. Die Laborsituation fördert den Transfer vom Text in die gesprochene Sprache und in die Bilderwelt. In dieser szenischen Arbeit, können Motive entdeckt werden, die unter der Handlung liegen oder Subtexte und Gedanken zu Gehör gebracht werden, die unter den Begegnungen der Figuren wirken.
Franziska Weber, Zentrum Lesen, PH FHNW (für Jahrgänge 5–9)
Literarische Texte zeichnen sich im Besonderen dadurch aus, dass sie Leerstellen aufweisen. Für SchülerInnen gilt es, diese Leerstellen durch Imaginieren zu füllen. Die Herausforderung für Lehrpersonen besteht darin, die bereits zum Imaginieren fähigen SchülerInnen weiter zu fordern und gleichzeitig jene zu unterstützen und nicht alleine zu lassen, die noch nicht imaginieren können. Im Workshop werden verschiedene An-sätze aus den «Sprachstarken» zur Diskussion gestellt, die aufzeigen, wie man Imaginieren strukturieren und so anleiten kann, ohne die Vorstellungskraft zu stark in eine vorbestimmte Richtung zu lenken, was folglich gar kein Imaginieren mehr ist.
Nora Kernen, ISEK, PH FHNW und Steffen Siebenhüner, IKU, PH FHNW (für Jahrgänge 5–9)
Auf welche
Leseinteressen trifft die Textauswahl von Lehrpersonen bei Jugendlichen?
Der Workshop vertieft den Einblick in Daten aus TAMoLi. Gezeigt wird,
welche Texte über einen Zeitraum von fünf Monaten in den 126 Klassen der
Sek I gelesen wurden und auf welche schülerseitigen Leseinteressen
diese Textauswahl trifft.
Mit den Teilnehmenden diskutieren wir,
welche Rolle die Leseinteressen von Schülerinnen und Schülern für den
Literaturunterricht spielen. Für die Praxis stellen wir Graphic Novels
als ein Genre vor, das freizeitliche Leseinteressen und literarische
Bildung verbinden kann.
Sabine Kutzelmann, PH Zürich (für Jahrgänge 5–9)
Das Mehrsprachige Lesetheater verbindet das Trainieren der Leseflüssigkeit mit dem literarischen Lernen. Gearbeitet wird mit einem Lesetheaterstück, das auf einem Werk der Kinder- und Jugendliteratur beruht und das für das Lesetraining adaptiert wird. Aufgabe der Schülerinnen und Schüler ist es, eine Szene daraus in Gruppen so zu bearbeiten und wiederholt zu üben, dass sie im Klassenverband flüssig und ausdrucksstark vorgelesen werden kann. Das Besondere ist, dass die Förderung nicht nur auf das flüssige Lesen in Deutsch, sondern auch auf das flüssige Lesen in den Fremdsprachen abzielt.
Martin Frank, Theaterpädagoge am Theater Basel (für Jahrgänge 5–9)
Mit Werkzeugen aus der Theaterarbeit lässt sich der Literaturunterricht erfrischend beleben. Der Workshop lädt ein, anhand eines konkreten Literaturbeispiels mit der Klasse, Schritt für Schritt, ein Theaterlabor zu realisieren. Im spielerischen Erforschen von Situationen aus dem Text werden Erkenntnisse möglich, die beim Lesen im Verborgenen bleiben. Die Laborsituation fördert den Transfer vom Text in die gesprochene Sprache und in die Bilderwelt. In dieser szenischen Arbeit, können Motive entdeckt werden, die unter der Handlung liegen oder Subtexte und Gedanken zu Gehör gebracht werden, die unter den Begegnungen der Figuren wirken.
Manuela Kalbermatten, SIKJM und Christine Tresch, SIKJM (für Jahrgänge 7–9)
Fragt man Jugendliche nach ihren Lieblingslektüren, nennen sie zuerst Serien- oder Rei- hentitel. Diesen populären Büchern stehen unzählige Einzelgeschichten gegenüber, die jedes Jahr für Jugendliche auf den Markt kommen. Aus der Fülle des Angebots diejenigen Bücher zu finden, die sich als Gruppen- oder Einzellektüre eignen, ist nicht einfach. Wir stellen überzeugende Neuerscheinungen, ergründen das Potenzial von Reihen für den Literaturunterricht, erkunden aber auch, was vereinfachte Lektüren in der Leseförderung und für das literarischem Lernen leisten können und was nicht.